Die Deutsche Mark

Wie aus einer Währung ein Mythos wurde


352 Seiten + 8 Seiten Abbildungen in Farbe
 FinanzBuch Verlag
978-3-95972-617-7 (ISBN)
Jetzt bestellen

Präsentationsfilm:

Die Deutsche Mark

Wie aus einer Währung ein Mythos wurde


352 Seiten + 8 Seiten Abbildungen in Farbe
 FinanzBuch Verlag
978-3-95972-617-7 (ISBN)
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Präsentationsfilm:

"Fesselnd und faktenreich zugleich führt Stocker seinen Lesern auch Geschichten vor Augen, die allzu vergessen sind. (...) Bei all diesem Geschehen rund um die deutsche Geldpolitik hätte ein staubtrockener Historienwälzer entstehen können. Zahlreiche Erlebnisberichte verleihen der Lektüre allerdings reichlich Leben und Farbe."

Handelsblatt 25.6.2023


"Der Politologe und Historiker hat mit 'Die Deutsche Mark' nicht nur ein äußerst gut lesbares Werk mit einer gerade richtigen Seitenzahl von netto 312 Seiten verfasst. Vielmehr setzt sich Stocker unter dem treffenden Untertitel „Wie aus einer Währung ein Mythos wurde“ gezielt just mit den Mythen und Narrativen auseinander, die die D-Mark eben zu jenem nationalen Symbol haben werden lassen, dessen Verklärung bisweilen messianische Züge annimmt. (...) Sein Ziel ist nicht der Bildersturm, sondern die Bedeutung der oft überhöhten D-Mark realistisch einzuordnen."

FAZ 4.9.2023


"Das Buch 'Die Deutsche Mark' erzählt den Weg der Währung zum Mythos auf ebenso unterhaltsame wie informative Weise. Lesenswert zum Jubiläum."

Euro 6/2023

"Frank Stocker, preisgekrönter Wirtschaftsjournalist, hat es verstanden, die Geschichte der DM geradezu fesselnd zu erzählen. Dies ist besonders erfreulich, als es sich an vielen Stellen um komplexe währungsgeschichtliche Zusammenhänge handelt. Zwischengeschaltet sind an vielen Stellen Erlebnisberichte einfacher Menschen einerseits und Zitate von beteiligten Politikern andererseits. Auf diese Weise illustrieren diese Passagen den jeweiligen Währungsalltag. Das Buch ist eine Bereicherung für die jüngste deutsche Geldgeschichte."

Geldgeschichtliche Nachrichten Heft Juli 2023


"Der Autor hat viele spannende, mir teils noch unbekannte Fakten zusammengetragen und verständlich die Zusammenhänge erklärt. Und auch wenn der Untertitel eine potenzielle Mythisierung nahelegt, so ist das Buch eine ausgewogene noch dazu sehr lesenswerte Mischung der Erinnerungen an "die gute alte Mark". Es geht um Verklärung ja, aber auch um identitätsstiftende Realität. Und das im geschichtlichen Kontext, sehr lesenswert."

Katrin Müller (Rezension auf Amazon)

Die Deutsche Mark – Wie aus einer Währung ein Mythos wurde

Die Geschichte der Deutschen Mark ist nicht nur die Geschichte der erfolgreichsten Währung, die die Deutschen je hatten, sondern auch ein Psychogramm der deutschen Gesellschaft, der Bundesrepublik. Die D-Mark hat die Deutschen geprägt, und die Deutschen haben die D-Mark geprägt – im doppelten Sinne. Sie haben die Münzen und die Banknoten hergestellt, aber auch den Charakter dieser Währung – wenn es so etwas gibt – geformt: stark, erfolgreich, dominant. All das, was Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg militärisch und politisch nicht mehr sein konnte und sein wollte.


Vor allem aber war die D-Mark ein großes Glück. Denn sie trug wesentlich dazu bei, dass die Deutschen nach zwei Weltkriegen und zweimaliger Zerstörung ihres Geldes, nach Weltwirtschaftskrise und NS-Diktatur, nach Hunger und Elend der Nachkriegszeit Jahrzehnte wirtschaftlichen Aufschwungs und politischer Stabilität genießen konnten.

100 Mark Schein

Die D-Mark gibt es nicht mehr. Doch der Mythos, der sich um sie rankt, lebt fort in der Erinnerung an die grünen Zwanziger, braunen Fünfziger und blauen Hunderter. Manches verklärt sich in der Rückschau, aber vieles bestätigt sich auch. Vor allem aber bietet der Blick zurück eine spannende Reise durch die Geschichte der erfolgreichsten Währung, die die Deutschen je hatten. 



Auf diese Reise nimmt das Buch die Leser mit, auf unterhaltsame und spannende Art, mit vielen Erkenntnissen, Geschichten und Anekdoten. Und vielleicht findet sich der Leser in dem ein oder anderen Detail ja selbst wieder, erinnert sich zurück, mit einem Lächeln auf den Lippen.

Quelle der Bilder: Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main

Mythen rund um die D-Mark –
und was dazu im Buch steht


Ludwig Erhard war der Vater der D-Mark. So stellte er sich dar, so wurde es jahrzehntelang wiedergegeben. Doch das stimmt so nicht. Erhard hatte viele Verdienste, aber die Einführung der D-Mark 1948 war nicht sein Werk. Andere Akteure waren dafür verantwortlich. Wer – das erzähle ich in meinem neuen Buch.


Die D-Mark war seit ihrer Einführung 1948 eine Erfolgsgeschichte. Dem war ganz und gar nicht so – im Gegenteil. Schon nach zwei Jahren drohte der D-Mark der Bankrott und das Ende. Gerettet haben sie großzügige Kredite der europäischen Nachbarn. Was genau in dieser völlig vergessenen Phase der Geschichte der D-Mark geschah – ein weiteres Kapitel im Buch.


In den 60er-Jahren wurde eine Geheimserie der D-Mark gedruckt, von der nie Details ans Licht kamen. Eine solche Geheimserie wurde tatsächlich hergestellt und in den Tresoren gelagert. Doch seit kurzem ist klar, wozu sie diente und wie sie aussah – das Buch beschreibt ihren Zweck und zeigt sie.


Die Unabhängigkeit der Bundesbank war zu Zeiten der D-Mark stets unumstritten. So glauben viele. Doch auch das stimmt nicht. Ausgerechnet der erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, versuchte mit aller Macht auf die Bundesbank einzuwirken und war ein entschiedener Gegner ihrer Unabhängigkeit. Warum er scheiterte – auch das erklärt mein Buch.


Die Bundesbank war die weise Hüterin der Wertbeständigkeit der D-Mark, und ihre Entscheidungen waren stets klug und angemessen. Ein weiteres Urteil, das in dieser Allgemeinheit nicht stimmt. Welche gravierenden Fehlentscheidungen die Bundesbank traf und warum sie zeitweise sogar Geld druckte, genau wie es später die EZB machte – Fragen, die ich in meinem Buch beantworte.



Weitere Beispiele für Themen des Buches:


  • Wie ein geheimes Konklave in einem Dorf bei Kassel im Frühjahr 1948 die Währungsreform und die Einführung der D-Mark vorbereitete, wer dort dabei war – und wer vor allem nicht

  • Warum der erste Bundespräsident Theodor Heuss einen D-Mark-Schein anstößig fand und in dessen Gestaltung ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" sah.

  • Wie der ständige Aufwertungsdruck auf die D-Mark in den ersten zwei Jahrzehnten in Deutschland immer wieder heftigen Streit heraufbeschwor und im Ausland zu drastischen Kommentaren führte

  • Wie sich der Zerfall des Währungssystems von Bretton Woods und die Inflation der 70er Jahre auf die D-Mark auswirkten und warum das die Bundesrepublik zig Milliarden kostete


  • Warum Helmut Schmidt und Jimmy Carter sich über die Wirtschafts- und Währungspolitik völlig zerstritten und dies den Weg zum Euro ebnete

  • Warum der internationale Wechselkurs des Euro bereits Mitte der 70er-Jahre festgelegt wurde, lange bevor der Euro überhaupt beschlossen war.

  • Wie sich Helmut Kohl und die Bundesbank während der Wiedervereinigung zerstritten und wie listig dabei Lothar de Maizière agierte

  • Was Helmut Kohl dazu bewog, die D-Mark für den Euro zu opfern.

  • Welch unrühmliche Rolle die Bundesbank beim Schwarzen Mittwoch und dem Crash des britischen Pfunds 1992 spielte

  • Was wirklich geschah, als Bundesfinanzminister Theo Waigel Mitte der Neunzigerjahre das Gold der Bundesbank ins Visier nahm.

  • Worauf der Erfolg der D-Mark wirklich basierte, und welchen Anteil daran die Bundesbank hatte
     
  • Welche Rolle die D-Mark heute in Europa und der Welt spielen würde, wenn es sie noch gäbe



Vorabdruck eines Auszugs in der WELT AM SONNTAG

Zur Onlineversion auf das Bild klicken

Interview mit Thomas Koschwitz

in dessen Radiosendung  "Koschwitz zum Wochenende"

Podcasts zur Geschichte der D-Mark


Auszug aus Kapitel 5:


Mit 40 DM in eine neue Ära 

Juni 1948


Eine wahre Massenflucht setzte in Oberbayern am Wochenende des 19./20. Juni 1948 ein. 95 Prozent der Gäste in den Gebirgsorten reisten plötzlich ab. In Garmisch-Partenkirchen musste sogar der Bahnhof vorübergehend gesperrt werden, weil sich dort 25.000 Kurgäste drängten – alle wollten nur noch weg. Ähnlich war es auf den ostfriesischen Inseln, im Schwarzwald, im Harz oder in den Kurorten des Landes: All die Urlaubs- und Erholungsgebiete waren von einem Tag auf den anderen wie leergefegt, die Touristen verschwunden. Und jene, die ein Zimmer gebucht hatten, stornierten.


Der Grund war die Währungsreform, die zwar seit Längerem erwartet worden war, nun aber endlich kommen sollte. Am Abend des 18. Juni, einem Freitag, hatten die westlichen Alliierten Paragraph 1 Absatz 1 des neuen Währungsgesetzes verkündet. Darin hieß es kurz und bündig: »Mit Wirkung vom 21. Juni gilt die Deutsche-Mark-Währung. Ihre Rechnungseinheit bildet die Deutsche Mark, die in hundert Deutsche Pfennig eingeteilt ist.«


Damit war klar, dass die Reichsmark ihre Gültigkeit verlieren würde. Und es war klar, dass nur 40 Mark des alten Geldes 1 zu 1 umgetauscht werden dürften. Zu welchem Kurs der Rest der Guthaben gewechselt würde, war noch offen. Doch einen Hinweis gab die Tatsache, dass Kleingeld bis zu einer Reichsmark weiter gültig bleiben sollte – allerdings zu einem Zehntel des bisherigen Wertes. Den Feriengästen war damit klar, dass ihnen schlicht das Geld fehlen würde, um den Urlaub fortzusetzen.


Aber auch bei jenen, die nicht in Ferien waren, setzte nun Hektik ein. Die Menschen versuchten verzweifelt, in letzter Minute ihre Reichsmark noch für irgendetwas mehr oder weniger Sinnvolles auszugeben. Das Badener Tagblatt schilderte, was sich in Baden Baden zutrug:

»Sie laufen durch die Straßen, daß einem Angst und Bange wird. Von der Schuhwichse bis zur Haarnadel, von der Tischlampe bis zur Propaganda-Broschüre von 1945 – alles wird den Geschäftsinhabern aus den Händen gerissen. Tüchtige Geschäftsleute bringen natürlich noch schnell an den Mann, was ab Montag niemand mehr kaufen wird (daran fehlt es ja nicht!). Und das Publikum kommt entgegen und kauft … kauft … kauft …«


Doch die meisten Schaufenster boten ohnehin kaum noch etwas an. Die Inhaber hielten ihre Waren zurück – sie machten plötzlich Inventur oder schoben kuriose Gründe für die Schließung vor:


»Dafür bilden sich vor den Bäckerläden Schlangen. Schon seit den frühen Morgenstunden gibt es in den meisten Geschäften kein Brot mehr. Die einen haben bald geschlossen, die andern vertrösten ihre Kunden auf nachmittags (ein ganz Gewitzigter schiebt einen kaputten Backofen vor). Am Nachmittag hat die Polizei ein Einsehen und zwingt die Bäcker, Brot zu backen und sofort zu verkaufen. Spät abends noch und sogar am Sonntag morgen wird in einigen Läden Brot verkauft. Auch die Weinhändler müssen sich der Polizei beugen und verteilen den Wein schließlich doch noch an die Bevölkerung.«


Manche machten bei dieser Hektik nicht mit, sondern hauten das alte Geld einfach auf den Kopf. So fuhren beispielsweise in Frankfurt drei Mädchen so lange Karussell, bis das Geld weg war – insgesamt 25 Mal. Anschließend mussten sie in ärztliche Behandlung. Andere wiederum zündeten sich mit Zehnmarkscheinen Zigaretten an oder warfen ihr Geld einfach in den Main. Wieder andere versuchten auf dem Schwarzmarkt noch etwas zu erstehen – aber selbst dort versiegte das Angebot. Denn auch die Schwarzhändler wollten das alte Geld nicht mehr.

Schließlich war es so weit. Am Sonntag, dem 20. Juni, konnten die Menschen an den Lebensmittelkartenstellen, die es im ganzen Land gab, die ersten Scheine des neuen Geldes erhalten. In langen Schlangen standen sie an, denn das Kopfgeld wurde nur an diesem einen Tag ausbezahlt. Dabei durften pro Person – auch für Minderjährige – 40 Reichsmark in 40 Deutsche Mark umgetauscht werden, eine Familie mit drei Kindern erhielt also beispielsweise 200 DM.


5,7 Milliarden DM wurden an diesem Tag unters Volk gebracht, Scheine mit einem Gewicht von insgesamt 500 Tonnen – ausschließlich Scheine. Denn Münzen gab es von der D-Mark zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dafür Banknoten zu Kleinstbeträgen. Wer 40 DM erhielt, bekam in der Regel einen Zwanzigmarkschein, zwei Fünfmarkscheine, drei Zweimarkscheine, zwei Scheine zu einer Mark sowie vier Scheine zu einer halben Mark.


Diese Banknoten hatten zu diesem Zeitpunkt bereits eine kleine Odyssee hinter sich. Wochenlang hatten sie im Keller des alten Reichsbankgebäudes in der Taunusanlage in Frankfurt gelagert. Doch dorthin waren sie nicht etwa aus Berlin gebracht worden, obwohl die Amerikaner noch Ende 1947 in der Auseinandersetzung mit den Sowjets darauf bestanden hatten, dass die neue Währung dort gedruckt werden sollte. Doch dann hatten sie sich umentschieden. Die neue Währung der Deutschen kam nun aus den USA.


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